Das letzte Kapitel |
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Vor
über 70 Jahren schrieb Erich Kästner das Gedicht “Das letzte Kapitel”.
Darin stellte er sich die Zukunft der Menschheit wenig
optimistisch vor, sieht gar ihren einzigen Ausweg in der Selbstzerstörung, die
er sich in dichterischer Freiheit für das Jahr 2003 vorstellt.
Das Gedicht erschien erstmals im Jahre 1930, in dem Gedichtband “Ein Mann gibt Auskunft” .
Erich Kästner wird am 23. Februar 1899 in Dresden als Sohn der späteren Friseuse Ida Kästner (1871-1951) und des Sattlermeisters Emil Richard Kästner (1867-1957) geboren.
Zu seiner Mutter hat er Zeit ihres Lebens ein sehr enges Verhältnis; mehr als 30 Jahre lang schreiben sie sich fast täglich Briefe. Die Konstellation Mutter-Sohn lässt für keinen anderen Platz, wie Kästner in seiner Jugendbiografie schreibt "Als ich ein kleiner Junge war" (1957). So wird zum "Musterknaben". Seine kindliche Umwelt spiegelt sich in seinen Romanen für Kinder wieder. Dieses Verhältnis zu seiner Mutter bestimmt auch sein weiteres Leben: ein "Muttersöhnchen" sozusagen.
Literarisch tritt Erich Kästner erstmals 1927 in Berlin in Erscheinung. Hier etabliert er sich von 1933 an mit einer "kleinen Versfabrik", als „Gebrauchslyriker“ und als Kinderroman-Schreiber.
Dieser Lebens- und Schaffensabschnitt wird zum literarischen Fundament für einen Platz in der Literaturgeschichte.
Seine Gedichtbände "Herz auf Taille" (1928) und "Lärm im Spiegel" (1929), sein Roman "Fabian" (1931) und seine Romane für Kinder
"Emil und die Detektive" (1928) "Pünktchen und Anton" (1931) und "Das fliegende Klassenzimmer" (1933) sind Literaturgeschichte!
Mit kessen, frivolen Gedichten schreckt er die Öffentlichkeit auf, mit Zeitkritik nimmt er klar Stellung gegen den heraufziehenden Nationalsozialismus.
Die Kinderromane bringen vieles aus Kästners eigner Erlebniswelt ein, zugleich sind sie Abbilder von Kinderschicksalen, die zu seiner Zeit möglich sind.
1933 werden Kästners Bücher zusammen mit denen anderer Autoren öffentlich verbrannt und 1942 erhält er schließlich Schreibverbot.
Nach dem Krieg lässt sich Kästner in München nieder. Er ist noch einmal erfolgreich, es kommt zu einer breiten Kästner-Rezeption. Bis zuletzt engagiert er sich im politischen Bereich in allen Tagesfragen. Die Romane für Kinder werden neu verfilmt. Abbilder einer erlebbaren Wirklichkeit werden sie aber nicht mehr, selbst wo sie im neueren Sinne aktualisiert werden. Eine Ausnahme macht "Das doppelte Lottchen", Roman für Kinder, der erst nach dem Krieg voll ausgestaltet und inszeniert wird. Aus Kästners Kinderbüchern lernt das Ausland Deutsch und sie werden in alle Sprachen übersetzt. Diese Popularitätswelle läuft aber in den sechziger Jahren aus. Erich Kästner stirbt am 29. Juli 1974 in München.
Sein schlichtes Grab mit eisernem Grabmal findet man auf dem kleinen Friedhof bei St. Georg in München-Bogenhausen.
Mit ihm ist seine langjährige Lebensgefährtin Luiselotte Enderle (19.1.1908 - 3.11.1991) begraben, die als Namensgeberin im „Doppelten
Lottchen“ verewigt wurde.