Ziesar - eine Altstadt mit Charme

Stadt zwischen Burg und Kloster
Mit einem
betonten „e“ spricht man „Zi-e-sar“ aus.
An der wichtigen Straße von Magdeburg nach Brandenburg gelegen, entwickelte sich
im Schutz der bischöflichen Burg bereits im 12.Jahrhundert eine städtische
Siedlung. Der „Breite Weg“ verdeutlicht die auf die Handelswege bezogene
mittelalterliche Stadttopographie Ziesar.
Mit Verlagerung
des Hauptverkehrs im 19. Jahrhundert geriet Ziesar ins Abseits. Ein Grund, dass
es kaum über den mittelalterlichen Stadtkern hinauswuchs. Ziesar, das „Tor zur
Mark Brandenburg“ steht ihnen offen. Treten sie ein in die 2.300 Einwohner
zählende Stadt.
Bischöflicher Glanz
Die erste
Erwähnung Ziesars findet sich in der Stiftungsurkunde des Bistums Brandenburg
aus dem 10.Jahrhundert, in der Otto I. die civitas „Ezeri“ dem Bischof übertrug.
Mehr als 200 Jahre war die Burg ständige Residenz der Brandenburger Bischöfe.
Original erhalten und einmalig im Land Brandenburg ist die Burgkapelle mit
spätgotischer Fassade und Ausmalungen aus der Zeit um 1500.
Im ehemaligen
Palas können Sie Reste wertvoller mittelalterlicher Malereien und eine
Fußbodenheizung aus dem 14. Jahrhundert besichtigen. Das Museum für
mittelalterliche Geschichte Brandenburgs eröffnet Pfingsten 2005. Termin
vormerken!
Rauchende Bischofsmütze
Vor 500 Jahren
hätten Sie nur Häuser mit Fachwerk vorgefunden, die Giebel zur Straße, die
Dächer aus Stroh und die Rauchgänge aus Holz. Nach dem Stadtbrand von 1789, als
Giebel auf Löschtrupps stürzten, wurden die Häuser mit der Traufe zur Straße
gebaut und 140 Schornsteine gemauert.
Der Bergfried bekam um 1528 die „Bischofsmütze“ aufgesetzt. Im 19. Jahrhundert
rauchte es aus der Mütze: die benachbarte Stärkefabrik nutzte den Turm als
Schornstein. Heute bietet sich Ihnen in 35 Metern Höhe ein schöner Rundumblick
über die Stadt.
Trockenlegung, Wildwasser und Storchenturm
Durch die
großflächigen Rodungen der umliegenden Wälder im Zuge der sich seit dem 17.
Jahrhundert entwickelnden Tonindustrie sank der Grundwasserspiegel ständig. Als
man im 18. und 19. Jahrhundert dann das unmittelbare Umland (Fiener Bruch)
trockenlegte, verschwanden verschiedene Teiche und der See hinter der Burg.
Die Erzählung „Wildwasser“ von Karl May erinnert nicht an die früheren Gewässer,
sondern an den Edlen Herrn Jaspar Gans zu Putlitz, der von 1413 bis 1416
Gefangener auf der Burg zu Ziesar gewesen war.
Treue Nonnen
Dass es die,
neben der Stadtkirche gelegenen Klostergebäude noch heute gibt, liegt an der
Treue der Nonnen zu den Bischöfen. Die Zisterzienserinnen siedelten sich
zwischen 1330 und 1340 im ehemaligen Franziskanerkloster an. Markgraf Ludwig der
Römer versuchte, den Nonnen den Umzug des Klosters nach Rathenow schmackhaft zu
machen, wo sie – dem Bischof abspenstig gemacht – für das Seelenheil der Vor-
und Nachfahren des Markgrafen beten sollten. Vergeblich. Das Kloster Ziesar
blieb bis zur Reformation um 1540 bestehen.
Ton und Töpferwaren
Tonvorkommen
führten zum Aufschwung der Töpfereien. Im 19. Jahrhundert besaß Ziesar nicht
weniger als 12 Tonfabriken. Die Lagerstätten waren jedoch Anfang des 20.
Jahrhunderts erschöpft.
Für die Region typische Töpferwaren können Sie aber bei Töpfern im benachbarten
Görzke erwerben.
Sehenswürdigkeiten
Burg
Seit 1214 ist die auf einem Wall errichtete Burg als Bischofssitz bezeugt. Von
1327 bis 1560 ständige Residenz der Brandenburgischen Bischöfe; älteste
erhaltene Teile aus der Zeit um 1200.
Bergfried
Um 1528 errichtet, freistehend und 35 m hoch, ehemals Zufluchtstätte für
Verteidiger, 126 Stufen zur sogenannten Bischofsmütze als Turmaufsatz – Blick
auf Ziesar und Umgebung; seit der Restaurierung 2000 für Besucher geöffnet.
Burgkapelle
1470 anstelle einer Kapelle aus dem 12. Jh. gebaut; reich verzierte Fassade der
späten Backsteingotik; mit Kielbogenportal; gut erhaltene Gewölbe- und
Wandmalereien, 1952 restauriert; Sandsteinrelief an der Altarwand; Hözerne
Marienfigur aus dem 15. Jh. in der Westecke.
Storchenturm
15. Jh., letzter erhaltener Teil der ehemaligen Vorburg und einziger der vormals
7 mittelalterlichen Wehrtürme. Maueransätze der Vorburgbefestigung noch gut
erkennbar. Auffällig ebenso die rautenförmigen Muster aus schwarzgebranntem
Backstein im oberen Teil des Turmes, der auch als Verlies diente.
Stadtkirche
13. Jh., aus Feldsteinen erbaute einschiffige, kreuzförmige Kirche, um 1860
weitreichende bauliche Eingriffe insbesondere im Gebäudeinneren. In der Westwand
des Kirchturmes der heute zugemauerte Zugang in das anschließende Klostergebäude
der Zisterzienserinnen; Verbindung zur Nonnenempore im Westen der Kirche.
Ehemaliges Zisterzienserinnenkloster
1345 erwähnt, die mittelalterlichen Gebäudeteile stammen vermutlich aus dem 14.
Jahrhundert, ein weiteres Gebäude – mit Volutengiebel und Renaissanceportal –
wurde im frühen 17. Jh. errichtet.
Rathaus
Bis zum Stadtbrand von 1673 befand sich das Rathaus am Breiten Weg an einer bis
heute nicht bestimmbaren Stelle; über 150 Jahre lang gab es kein ständiges
Rathaus.
Jetziges Gebäude von 1828: Umbau eines Bürgerhauses auf dem Grundstück Breiter
Weg 32, prägnanter neogotischer Schmuckgiebel; profiliertes Maßwerk wurde nach
historischen Befunden wiederhergestellt.
Haus Friedrich des Großen
1775 in barockem Stil für Friedrich II. auf dem Grundstück Mühlentor 16
errichtet.
Kultur erleben
Töpfermarkt in Görzke (Ostersamstag und Ostersonntag)
Fackelumzug (30. April / 1. Mai
Burgfest (erstes Juniwochenende)
Feuerwehrfest (August)
Ausflugtipps
Görzke – mittelalterliche Wehrkirche, vier Töpferhandwerker,
Handwerkerhof, gestaltete Platzsituation mit angegliedertem technischen Museum
(Dampfmaschine, Horizontalsägegatter, Puppenmuseum)
Wiesenburg – Renaissance-Schloss mit Landschaftspark
Lehnin – ehemaliges Zisterzienserkloster
Jerichow – ehemaliges Prämonstratenserstift, ältester und
schönster Backsteinbau der Altmark

Wer mehr wissen möchte
www.ziesar.de